Natan Sznaiders Fragen an die israelische Gegenwart
Wonach sehnen sich die Demonstrierenden in Israel? "Es ist der amerikanische Traum, gut verpackt im europäischen Sozialstaat."
Es gibt kaum einen zweiten Satz mit dem es gelingen kann, Geschichte und Gegenwart der israelischen Situation so nachdenklich, beinahe melancholisch zusammen zu fassen. Der Satz ist von Natan Sznaider und in seinem Leitartikel der JÜDISCHEN ALLGEMEINEN vom 18. August 2011 nachzulesen. Sznaider versucht, die Proteste in Israel besser zu verstehen. Dabei ergeben sich für den renommierten Soziologen seine Antworten vor allem in Gestalt von Fragen:
- Was will das Volk?
- Und was meint es mit sozialer Gerechtigkeit?
- Geht es um ein nachzuholendes, israelisches "68"?
- Geht es um Verlust- und Abstiegsängste der Mittelschichten?
- Welchen Staat meine die Demonstranten, wenn sie Sozialstaat sagen?
Fragen über Fragen möchte der Leser sagen und muss doch dankbar angeregt feststellen, dass es überaus selten ist, in einer solch hitzigen Situation nicht mit Antworten überschüttet zu werden. Der Beitrag von Natan Sznaider ist ein kleines und überaus gelungenes Beispiel dafür, dass die Möglichkeit sich und die Welt zu befragen zum besseren Verständnis beitragen kann, als so manch buchstäblich abschließende Antwort.
Mit seinem Artikel "Mythos Sozialstaat" ist es Natan Sznaider gelungen, seine Nachdenklichkeit nachvollziehbar in ein Schreiben zu übersetzen, wie es in der Presse sonst kaum zu finden ist. Wir Leser müssen dem Autor dankbar sein.
Zur Gelegenheit, den Fragen des Autors nachzustellen, hier der link zum Artikel in der JA:
http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/11060
Karl H. Klein-Rusteberg