DIE BEWACHTE GEMEINDE

Artikel veröffentlicht: 07.09.2011, 16:49 Uhr

Warum müssen Synagogen in Europa eigentlich bewacht werden?

6. September 2011 - aus: AudiaturOnline - Meinung & Analyse

www.audiatur-online.ch

Von Ekkehard Stegemann

Schweden will, wie ich gerade gelesen habe, seine jüdischen Mitbürger/innen künftig mehr schützen. Ein Minister hat das so begründet, dass andernfalls Leute nicht wagen würden, Synagogen zu besuchen. Das heisst übersetzt: Juden haben Angst, zum Gottesdienst oder zu anderen Gelegenheiten in ihre Synagogen zu gehen. Wir sind in Europa leider vertraut mit dieser Situation. Selbst in der Schweiz gibt es verstärkte Sicherheitsmassnahmen für die Synagogen. Nicht nur an Feiertagen, an denen jedoch besonders, ziehen Sicherheitskräfte auf. Der Zugang zu jüdischen Institutionen ist zwar (noch) nicht wie an Flughäfen gesichert, aber doch eingeschränkt.

Was haben die Juden getan, damit man sie so schützen muss? Haben sie terroristische Attentate begangen oder provoziert? Ich habe davon nichts gehört. Haben sie sich nicht staatstreu oder patriotisch oder friedliebend gezeigt? Im Gegenteil. Ist es etwa problematisch, überhaupt jüdisch zu sein? Ich glaube, dass das die Antwort ist. Es ist potenziell gefährlich geworden für Juden – selbst in Schweden und in der Schweiz. Das ist, meine ich, eine Schrift an der Wand. Wenn etwa im friedliebenden Basel, in dem ich lebe, aus Sicherheitsgründen die Synagoge geradezu verbarrikadiert werden muss, stimmt etwas nicht in unserer Gesellschaft.

Ich leide darunter, dass viele dazu schweigen und dies alles indifferent hinnehmen, wie wenn es natürlich wäre, dass jüdische Einrichtungen geschützt werden müssen. Grüne Politiker wie Geri Müller und Daniel Vischer zum Beispiel, die sich als Protagonisten humanitärer Politik gerieren, haben – wenn ich nicht etwas übersehen habe – kein Wort zu diesem Skandal gesagt. Gerade Sie müssten jedoch wegen ihrer lauten „Kritik“ an Israel Verantwortung dafür übernehmen, dass in der Schweiz ein Klima gefördert wird, in dem Juden ohne Angst leben können. Am besten wäre es, wenn sie mal am Schabbat in Baden oder in Basel oder in Zürich vor der Synagoge selbst auf Wache gehen. Ich geselle mich in dem Fall gern zu ihnen.


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